Allen Widrigkeiten zum Trotz

Nachdem bereits im letzten Jahr der traditionelle Chalandamarz-Umzug durch die Dörfer kurzfristig abgesagt werden musste, freuten sich die Kinder und Jugendlichen der Schule Vaz/Obervaz mit ihren Lehrerinnen und Lehrern auf den diesjährigen Chalandamarz. Dass auch dieser Umzug ins Wasser fallen würde, ahnte niemand. 

Aber lieb gewonnene Traditionen einfach so aufgeben und zu Grabe tragen, stand nie zur Diskussion. Vielmehr soll auch in diesem Jahr am 1. März der Winter vertrieben werden – und am besten das omnipräsente Virus gleich mit. 

So wurde in Schule und Kindergarten der Gemeinde ein spezielles Programm für die Kinder und Jugendlichen auf die Beine gestellt. Beim Schulhaus Lenzerheide werden am Vormittag auf dem Pausenplatz die Peitschen knallen – allerdings ohne Zuschauer, denn die sind leider nicht erlaubt. Angefeuert werden die Peitschenschwinger lediglich durch ihre Mitschülerinnen und -schüler, die das Geschehen aus ihren Klassenzimmern heraus verfolgen. Die Oberstufenschülerinnen und -schüler aus Vaz werden mit ihren riesigen Plumpas ihr Können beim Treichelnschwingen zeigen. Damit auch Gäste das Spektakel verfolgen können, wird dies gefilmt und auf der Homepage der Schule Vaz/Obervaz veröffentlicht. 

Leise soll es am Chalandamarz in den Dörfern aber auch ohne Umzug nicht zugehen. So werden um 11 Uhr die Kirchenglocken im Gemeindegebiet läuten. Wer selbst Glocken schwingen möchte, findet in Lenzerheide und Valbella sowie in den Fraktionen an verschiedenen Orten massive Aufhängevorrichtungen, an denen alle Passanten an einer Glocke ziehen können. Aber auch Lärm von zu Hause aus ist willkommen: Wer sich mit eigenen, traditionellen Lärminstrumenten (Glocken, Rätschen usw.) beteiligen möchte, ist herzlich dazu aufgerufen, seine Winteraustreibung zu filmen und das Video an die Schule zu schicken. Die besten Videoaufnahmen werden dann auf der Schulhomepage veröffentlicht. 

Die Kinder am Schulstandort Zorten werden sich am Montagmorgen in traditionellen Kutten, Mützen und Halstüchern auf dem Schulhausplatz treffen – mit möglichst vielen Glocken und Schellen. Anschliessend werden sie in Begleitung ihrer Lehrerinnen und Lehrer durch die Dörfer laufen und einen Frühlingsgruss in die Briefkästen verteilen. Leider gilt auch hier: Bitte keine Zuschauer. Nach ihrem Zug durch die Dörfer können sich die Kinder auf dem Schulhausplatz mit Punsch und Znüni stärken, bevor dann um 11 Uhr die Glocken kräftig geläutet werden und es dann in der ganzen Gemeinde heisst: Auf Nimmerwiedersehen, Coronawinter!

Von Nicole Trucksess